Unfallstatistik 2022: ADFC Brandenburg fordert Sicherheit für Radfahrer
Mehr getötete (19) und verletzte (2. 981) Radfahrerinnen und Radfahrer in Brandenburg. Von der Vision Zero weit entfernt.
Das Brandenburger Innenministerium hat heute (20. Februar 2023) zusammen mit der Brandenburger Polizei die Unfallstatistik 2022 vorgestellt. Die Unfallzahlen kommentiert Stefan Overkamp, Landesvorsitzender des ADFC Brandenburg:
„Die Unfallzahlen des letzten Jahres zum Radverkehr sind aus Sicht der Radfahrer besorgniserregend. Mit 19 getöteten Radfahrern und einer Zunahme von 4-6% bei Getöteten und Schwerverletzten ist Brandenburg von der „Vision Zero“ – das Ziel keiner Toten und Schwerverletzten im Verkehr – noch Meilen entfernt.“
| Getötete Radfahrer | Verletzte Radfahrer |
2022 | 19 (+5,6%) | 2.981 (+4,3 %) |
2021 | 18 | 2.859 |
Quelle: Unfallstatistik des MIK
Overkamp weiter: „Die Unfallzahlen ändern sich im langfristigen Trend kaum. Das kann die Politik nicht akzeptieren, die Verkehrssicherheit muss oberste Priorität sein. Wer mehr Menschen aufs Rad bringen will, muss die Sicherheit von Fahrradfahrern gewährleisten. Auf Zahlen müssen endlich Taten folgen, die dauerhaft wirken.“
Tempolimits und Fahrrad-Infrastruktur
Der Fahrradclub fordert eine durchgängig gute Fahrrad-Infrastruktur, die für alle sicher ist und sich sicher anfühlt. Wo es keine eigenen Radwege gibt, muss das Tempolimit auf 30 Km/h innerorts und 70 Km/h außerorts reduziert werden. Sicherheit muss vor Schnelligkeit gehen. Außerdem müssen gefährliche Kreuzungen, an denen sich Unfälle häufen, umgebaut werden. Abbiegeassistenzsysteme für alle KFZ ab 3,5 t müssen verpflichtend sein.
Overkamp weiter: „Das Fahrrad wird in Brandenburg immer noch nicht als gleichberechtigter Verkehrsträger betrachtet. Oft muss sich das Fahrrad den Platz mit dem Auto- und Fußverkehr teilen. Wo Platz knapp ist, kommt es häufig zu Konflikten und Unfällen – zum Beispiel beim Überholen. Und bei Konflikten mit dem KFZ-Verkehr werden Radfahrende als schwächere Verkehrsteilnehmer immer den kürzeren zeihen.“
ADFC fordert Umdenken
„Wir brauchen ein Umdenken im Verkehrsrecht und in der Verkehrsplanung. Unsere Städte und Gemeinden müssen wieder als Lebensraum für alle wahrgenommen werden. Wichtigste Aufgabe einer Stadt ist nicht, dass KFZ so schnell wie möglich durchfahren können. Das Verkehrsrecht muss die Bedürfnisse aller Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt berücksichtigen. Die Verkehrssicherheit muss die ‚Flüssigkeit und Leichtigkeit‘ des Verkehrs als oberstes Planungsziel ablösen.“
Unfallursachen
Die Meldung zum Anteil der Radfahrer als Unfallverursacher kommentiert Overkamp auch: „Wenn es in der Unfallstatistik heißt, „mehr als die Hälfte der Radfahrer sind schuld an Fahrradunfällen“, müssen wir genau hingucken, denn: In dieser Kennzahl sind auch die sogenannten Alleinunfälle von Radfahrern enthalten, die durchschnittlich 20% ausmachen. Wenn also eine Radfahrerin auf einem schlechten Radweg stürzt und sich dabei verletzt, würde sie im Unfallbericht als Verursacherin mit Personenschaden geführt. Rechnet man diese Alleinunfälle heraus, tragen beim Zusammenstoß von Radfahrern mit anderen Verkehrsteilnehmern die Radfahrer in etwa zu 1/3 die Hauptschuld. Durch diese Darstellung wird der Blick auf das eigentliche Unfallgeschehen verzerrt, und es ist traurig, dass von offizieller Seite diese einseitige Darstellung immer noch zum Nachteil der Radfahrer vorgetragen wird.“
Über den ADFC Brandenburg
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit über 220.000 Mitgliedern die größte Interessenvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Er berät in allen Fragen rund ums Fahrrad: Recht, Technik und Tourismus. Politisch engagiert sich der ADFC auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene für die konsequente Förderung des Radverkehrs.
Der ADFC Brandenburg hat landesweit 3.600 Mitglieder und setzt sich für die Verkehrswende mit dem Fahrrad in Brandenburg ein. Vor Ort setzen sich hunderte Mitglieder in 23 Orts- und Regionalgruppen des ADFC für die Interessen der Radfahrerinnen und Radfahrer ein.
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