ADFC-Umfrage: Fahrradklima 2022 bleibt hinter Erwartungen zurück

 

Noch viel zu tun beim Radverkehr in Brandenburg: Beim ADFC Fahrradklima-Test schneidet Brandenburg mit Note ausreichend erneut schlecht ab. Die rege Teilnahme an der Umfrage zeigt: Die Menschen wollen mehr Tempo in der Verkehrswende mit dem Rad.

 

Pressemitteilung
ADFC Brandenburg e.V.
24. April 2023, 13:30 Uhr

Mit 45 Städten im Ranking und über 6.500 Antworten gab es beim ADFC-Fahrradklima-Test 2022 einen neuen Teilnehmerrekord in Brandenburg. Die Bewertung dagegen stagniert wie in anderen Bundesländern auf einem niedrigen Niveau. Das Land schnitt mit Note 4 erneut schlecht ab. „Wie die Verkehrswende gelingen soll, wenn man so weit hinter den Erwartungen derjenigen zurückbleibt, die man für das Radfahren gewinnen will, ist mir ein Rätsel,“ so der Landesvorsitzende des ADFC Brandenburg, Stefan Overkamp.

Die Landesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, den Anteil des Radverkehrs bis 2030 von 11% auf 20% zu verdoppeln. „Das Ergebnis ist vor diesem Hintergrund ernüchternd. Wir müssen weg vom klein-klein der Einzelmaßnahmen. Ein paar hundert Meter guter Radweg hier oder dort reichen ebenso wenig, wie schnell mal Farbmarkierungen auf die Fahrbahn pinseln. Wie es anders geht, zeigen die Niederlande: Ein durchgängiges Radwegenetz, sichere Kreuzungen, eindeutige Wegführung, hoher Komfort. Da kann jeder stressfrei fahren, auch Kinder und Senioren“, so Overkamp weiter. In den Niederlanden beträgt der Radverkehrsanteil landesweit rd. 30%.

Stagnation beim Fahrradklima in Brandenburg

Von den Brandenburger Kommunen erreicht Bad Wilsnack mit 2,72 einzig eine Bewertung von besser als befriedigend. Nur drei Kommunen konnten ihre Bewertung verbessern (Neuruppin, Königs Wusterhausen und Michendorf), in allen anderen Kommunen stagniert das Fahrradklima auf schlechtem Niveau: Von den 45 Städten, die es in die Auswertung geschafft haben, wurden mit 23 mehr als die Hälfte mit der Note ausreichend oder schlechter bewertet.

Wenig Komfort, viel Unsicherheit

Besondere Kritikpunkte waren auch in diesem Jahr wieder die Verkehrssicherheit (Durchschnitt 4,0) und der Komfort (Durchschnitt 4,3). Overkamp dazu: “Das passt ins Bild. Man kommt nicht einmal nach, die schlechten Radwege der 90er Jahre zu sanieren und bedarfsgerecht auszubauen. Für Lastenräder oder Kinderanhänger sind die oft gänzlich ungeeignet. Für die schnelleren E-Bikes einfach kein angemessenes Angebot“.

Ländliche Räume: Radinfrastruktur als Standortfaktor

Ein etwas besseres Bild ergab die Sonderbefragung zum ländlichen Raum. Insbesondere die Fragen zur eigenen Mobilität von Kindern und Jugendlichen schnitt mit 3,4 relativ gut ab. Für diese Gruppe ist das Fahrrad im ländlichen Raum oft die einzige Möglichkeit, eigenständige Mobilität zu leben. „Wer jungen Menschen im Land Brandenburg eine attraktive Heimat bieten will, darf eine gute Fahrradinfrastruktur als Standortfaktor nicht unterschätzen“, resümiert der ADFC Vorsitzende. An vielen Stellen fehlen Radwege gänzlich: Nur an 15% der Brandenburger Landesstraßen gibt es straßenbegleitende Radwege. Dabei zeigen die Zahlen: Die Menschen fühlen sich im Mischverkehr unsicher (Note 4,4).

Der ADFC Brandenburg arbeitet als Partner der Volksinitiative „Verkehrswende Brandenburg jetzt!“ gemeinsam mit der Landesregierung an einem Mobilitätsgesetz, das noch in dieser Wahlperiode verabschiedet werden soll. „Uns ist wichtig, dass wir mit dem Mobilitätsgesetz die Weichen stellen für einen besseren Ausbau der Radwege in Brandenburg. Aber am Ende ist das nur ein Baustein. Wir brauchen eine konzertierte Aktion: Verbesserungen im Straßengesetz des Bundes, bei den technischen Regelwerken, bei den Planungsverfahren, in der Straßenverkehrsordnung und natürlich brauchen wir auch den Willen und das Geld, die Veränderung endlich auf die Straße zu bringen!“, fasst Overkamp die Herausforderung zusammen.

Brandenburger Ergebnisse im Überblick:

Resonanz Brandenburg
ADFC Fahrradklima-Test

2016

2018

2020

2022

Teilnehmende gesamt

3.869

6.230

6.554

6.596

Kommunen in der Wertung

27

36

41

45

Mittelwerte Kategorien
ADFC Fahrradklima-Test Brandenburg

2016

2018

2020

2022

Fahrrad- und Verkehrsklima

3,89

3,49

3,53

3,6

Stellenwert des Radverkehrs

3,6

3,92

4,07

4,1

Sicherheit beim Radfahren

4,1

3,82

3,98

4,0

Komfort beim Radfahren

4,0

4,06

4,22

4,3

Infrastruktur Radverkehrsnetz

4,3

3,28

3,37

3,4

Über den ADFC Fahrradklima-Test

Der ADFC-Fahrradklima-Test ist eine der größten Umfragen zur Zufriedenheit der Radfahrenden weltweit. Er wird vom Fahrradclub ADFC alle zwei Jahre mit Unterstützung des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr durchgeführt. Der ADFC-Fahrradklima-Test misst als bundesweites Stimmungsbarometer die Zufriedenheit von Radfahrenden in deutschen Städten und Kommunen.

Die nicht repräsentative Umfrage ist offen für alle, richtet sich jedoch speziell an die Radfahrenden. Damit fundierte Ergebnisse erzielt werden können, müssen pro Stadt mindestens 50, bei größeren Städten ab 100.000 Einwohner*innen mindestens 75 und bei Städten ab 200.000 Einwohner:innen 100 Abstimmungsergebnisse vorliegen. Die Ergebnisse des Tests haben durch die breite Bürgerbeteiligung hohe Aussagekraft und können Kommunen mit konkreten Empfehlungen helfen, das Angebot für Radfahrende gezielt zu verbessern.

Fahrradklima-Test 2022

Rekord: Rund 245.000 Teilnahmen, 1.114 Städte in der Wertung

Der ADFC-Fahrradklima-Test ist eine der größten Befragungen zur Zufriedenheit der Radfahrenden weltweit. Er wird vom Fahrradclub ADFC alle zwei Jahre mit Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums durchgeführt und fand 2022 zum zehnten Mal statt.

Rund 245.000 Radfahrerinnen und Radfahrer haben bei diesem Durchgang abgestimmt, davon nur 16 Prozent ADFC-Mitglieder. 1.114 Städte kamen in die Wertung, mehr als jemals zuvor. Bei den 27 Fragen ging es darum, ob man sich auf dem Rad sicher fühlt, wie gut die Radwege sind und wie viel die eigene Kommune für die Fahrradförderung tut.
5 Zusatzfragen drehten sich dieses Mal um das Radfahren im ländlichen Raum. Damit fundierte Ergebnisse erzielt werden, müssen pro Stadt mindestens 50, bei größeren Städten mindestens 75 beziehungsweise 100 Abstimmungsergebnisse vorliegen. Die Ergebnisse des Tests haben durch die breite Bürgerbeteiligung hohe Aussagekraft und können Kommunen helfen, das Angebot für Radfahrende gezielt zu verbessern. 
Weitere Infos und Ergebnisse unter www.fahrradklima-test.de

Social Media: #fkt22

Über den ADFC

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit über 220.000 Mitgliedern die größte Interessenvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Er berät in allen Fragen rund ums Fahrrad: Recht, Technik und Tourismus. Politisch engagiert sich der ADFC auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene für die konsequente Förderung des Radverkehrs.

Der ADFC Brandenburg hat landesweit 3.700 Mitglieder und setzt sich für die Verkehrswende mit dem Fahrrad in Brandenburg ein. Vor Ort engagieren sich hunderte Mitglieder in 23 Orts- und Regionalgruppen des ADFC für die Verbesserung des Fahrradklimas. Mehr Informationen über den Landesverband finden Sie auf der Website.

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Häufige Fragen von Alltagsfahrer*innen

  • Was macht der ADFC?

    Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit bundesweit mehr als 190.000 Mitgliedern, die größte Interessenvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Politisch engagiert sich der ADFC auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene für die konsequente Förderung des Radverkehrs. Er berät in allen Fragen rund ums Fahrrad: Recht, Technik, Tourismus.

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  • Was bringt mir eine ADFC-Mitgliedschaft?

    Radfahren muss sicherer und komfortabler werden. Wir nehmen dafür – auch Dank Ihrer Mitgliedschaft – nicht nur Einfluß auf Bundestagsabgeordnete, sondern setzen uns auf Landes- und Kommunalebene für die Interessen von Radfahrern ein. Für Sie hat die ADFC Mitgliedskarte aber nicht nur den Vorteil, dass wir uns für einen sicheren und komfortablen Radverkehr einsetzen: Sie können egal, wo Sie mit Ihrem Fahrrad unterwegs sind, deutschlandweit auf die AFDC-Pannenhilfe zählen. Außerdem erhalten Sie mit unserem zweimonatlich erscheinenden ADFC-Magazin Information rund um alles, was Sie als Radfahrer politisch, technisch und im Alltag bewegt. Zählen können ADFC-Mitglieder außerdem auf besonders vorteilhafte Sonderkonditionen, die wir mit Mietrad- und Carsharing-Anbietern sowie Versicherern und Ökostrom-Anbietern ausgehandelt haben. Sie sind noch kein Mitglied?

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  • Was muss ich beachten, um mein Fahrrad verkehrssicher zu machen?

    Wie ein Fahrrad verkehrstauglich auszustatten ist, legt die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) fest. Vorgesehen sind darin zwei voneinander unabhängige Bremsen, die einen sicheren Halt ermöglichen. Für Aufmerksamkeit sorgen Radler*innen mit einer helltönenden Klingel, während zwei rutschfeste und festverschraubte Pedale nicht nur für den richtigen Antrieb sorgen. Je zwei nach vorn und hinten wirkende, gelbe Rückstrahler an den Pedalen stellen nämlich darüber hinaus sicher, dass Sie auch bei eintretender Dämmerung gut gesehen werden können. Ein rotes Rücklicht erhöht zusätzlich die Sichtbarkeit nach hinten und ein weißer Frontscheinwerfer trägt dazu bei, dass Radfahrende die vor sich liegende Strecke gut erkennen. Reflektoren oder wahlweise Reflektorstreifen an den Speichen sind ebenfalls vorgeschrieben. Hinzu kommen ein weißer Reflektor vorne und ein roter Großrückstrahler hinten, die laut StVZO zwingend vorgeschrieben sind.

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  • Worauf sollte ich als Radfahrer achten?

    Menschen, die Rad fahren oder zu Fuß gehen, gehören zu den ungeschützten Verkehrsteilnehmern. Sie haben keine Knautschzone – deshalb ist es umso wichtiger, sich umsichtig im Straßenverkehr zu verhalten. Dazu gehört es, selbstbewusst als Radfahrender im Straßenverkehr aufzutreten, aber gleichzeitig defensiv zu agieren, stets vorausschauend zu fahren und mit Fehlern von anderen Verkehrsteilnehmern zu rechnen.Passen Sie Ihre Fahrweise der entsprechenden Situation an und verhalten Sie sich vorhersehbar, in dem Sie beispielsweise Ihr Abbiegen durch Handzeichen ankündigen. Halten Sie Abstand von Lkw, Lieferwagen und Kommunalfahrzeugen. Aus bestimmten Winkeln können Fahrer nicht erkennen, ob sich seitlich neben dem Lkw Radfahrende befinden. Das kann bei Abbiegemanövern zu schrecklichen Unfällen führen. Beachten Sie immer die für alle Verkehrsteilnehmer gültigen Regeln – und seien Sie nicht als Geisterfahrer auf Straßen und Radwegen unterwegs.

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  • Was ist der Unterschied zwischen Pedelecs und E-Bikes?

    Das Angebot an Elektrofahrrädern teilt sich in unterschiedliche Kategorien auf: Es gibt Pedelecs, schnelle Pedelecs und E-Bikes. Pedelecs sind Fahrräder, die durch einen Elektromotor bis 25 km/h unterstützt werden, wenn der Fahrer in die Pedale tritt. Bei Geschwindigkeiten über 25 km/h regelt der Motor runter. Das schnelle Pedelec unterstützt Fahrende beim Treten bis zu einer Geschwindigkeit von 45 km/h. Damit gilt das S-Pedelec als Kleinkraftrad und für die Benutzung sind ein Versicherungskennzeichen, eine Betriebserlaubnis und eine Fahrerlaubnis der Klasse AM sowie das Tragen eines Helms vorgeschrieben. Ein E-Bike hingegen ist ein Elektro-Mofa, das Radfahrende bis 25 km/h unterstützt, auch wenn diese nicht in die Pedale treten. Für E-Bikes gibt es keine Helmpflicht, aber Versicherungskennzeichen, Betriebserlaubnis und mindestens ein Mofa-Führerschein sind notwendig. E-Bikes spielen am Markt keine große Rolle. Dennoch wird der Begriff E-Bike oft benutzt, obwohl eigentlich Pedelecs gemeint sind – rein rechtlich gibt es große Unterschiede zwischen Pedelecs und E-Bikes.

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  • Gibt es vom ADFC empfohlene Radtouren für meine Reiseplanung?

    Wir können die Frage eindeutig bejahen, wobei wir Ihnen die Auswahl dennoch nicht leicht machen: Der ADFC-Radurlaubsplaner „Deutschland per Rad entdecken“ stellt Ihnen mehr als 165 ausgewählte Radrouten in Deutschland vor. Zusätzlich vergibt der ADFC Sterne für Radrouten. Ähnlich wie bei Hotels sind bis zu fünf Sterne für eine ausgezeichnete Qualität möglich. Durch die Sterne erkennen Sie auf einen Blick mit welcher Güte Sie bei den ADFC-Qualitätsradrouten rechnen können.

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