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ADFC Brandenburg kritisiert Sprache in den Verkehrsmeldungen
Anlässlich des Tages der Verkehrssicherheit am 19. Juni fordert der Fahrradclub ADFC Brandenburg eine objektive Sprache bei der Berichterstattung über Kollisionen zwischen Auto- und Radfahrenden, auch in Brandenburg.
ADFC Brandenburg kritisiert Sprache in den Verkehrsmeldungen: Unfallverursacher nicht unsichtbar machenAnlässlich des Tages der Verkehrssicherheit am 19. Juni fordert der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) Brandenburg eine objektive Sprache bei der Berichterstattung über Kollisionen zwischen Auto- und Radfahrenden. „Auch in Brandenburg erleben wir, dass Unfälle fast immer so geschildert werden, als ob die Person auf dem Rad einen Fehler gemacht hat. In Polizeimeldungen oder Zeitungsartikeln wird der Autofahrer oft passiv, schuldlos oder gar unsichtbar dargestellt,“ so Stefan Overkamp, Landesvorsitzender des märkischen Fahrradclubs ADFC Brandenburg. Dieser Blick auf das Unfallgeschehen präge das Bewusstsein der Öffentlichkeit und vergifte die öffentliche Wahrnehmung des Radverkehrs. Stefan Overkamp sagtdazu weiter: „Unfallberichte der Polizei sind häufig so formuliert, dass der aktive Anteil am Unfallgeschehen entweder dem Fahrzeug oder dem Radfahrer zugeordnet wird, nicht aber dem Fahrzeugführer.“ Ein Beispiel aus einer Polizeimeldung der Landeshauptstadt Potsdam vom März 2021: „LKW übersieht Radfahrer. (…) Radfahrer geriet unter LKW und erlitt so schwere Verletzungen, dass er noch am Unfallort verstarb.“[1] Diese Formulierung suggeriert: Keine Verantwortung beim Fahrzeugführer und der Radfahrer geriet zufällig unter den LKW. Dabei müsste es richtig heißen: „Fahrzeugführer missachtet die Vorfahrt und verletzt mit seinem LKW einen Radfahrer so schwer, dass der noch am Unfallort verstarb.“ Aus Meldung wird RealitätAus der Polizeimeldung erwächst ein weiteres Problem: Diese Meldungen werden oft direkt in die journalistische Berichterstattung übernommen – und wird dann zur Realität der Menschen. Das stellt beispielsweise auch eine NDR-Reporterin in einer Reportage über Sprache fest. [2] Ein Wissenschaftler des renommierten Potsdamer Instituts für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS Potsdam), Dr. Dirk von Schneidemesser vom IASS, kommt zu einem ähnlichen Schluss: Die Sprache präge unser Zugang zu Problemen und hat Einfluss darauf, wem wir die Verantwortlichkeit zuweisen. [3] Der ADFC Brandenburg kann sich diesem Apell nur anschließen: „Wir brauchen eine neue Sprache für die Verkehrsberichterstattung.“ Hauptschuld bei Kollisionen mit Personenschaden fast immer beim AutofahrerEtwa zwei Drittel aller Fahrradunfälle sind Kollisionen mit Autos. Hauptschuld trägt in den allermeisten Fällen (75 Prozent) der Autofahrerbeziehungsweise die Autofahrerin. Die meisten und schwersten Rad-Unfälle passieren an Kreuzungen und Einmündungen. Am häufigsten wird Radfahrenden hier bei Kollisionen die Vorfahrt genommen. [4] Über den ADFCDer Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit mehr als 200.000 Mitgliedern die größte Interessenvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Er berät in allen Fragen rund ums Fahrrad: Recht, Technik und Tourismus. Politisch engagiert sich der ADFC auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene für die konsequente Förderung des Radverkehrs. Der ADFC Brandenburg über 3.200 Mitgliedern und Ortsgruppen in 19 Städten und Gemeinden. Mehr Information über den Landesverband auf der Website www.brandenburg.adfc.de.
[2] https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/zapp/Polizeimeldungen-Schuldlose-Autofahrer,zapp12436.html, aufgerufen am 16. Juni 2021 [3] https://www.iass-potsdam.de/de/blog/2021/04/wir-brauchen-eine-neue-sprache-fuer-die-verkehrsberichterstattung?fbclid=IwAR0ChYPhIhges6uESjTqeN9Noa3BKcPnZOCyea53pWuPOdgBSb23nL20uOk, aufgerufen am 16. Juni 2021 [4] Statistisches Bundesamt „Sonderauswertung „Kraftrad- und Fahrradunfälle im Straßenverkehr 2019“, vgl. https://nationaler-radverkehrsplan.de/de/aktuell/nachrichten/sonderauswertung-kraftrad-und-fahrradunfaelle-im, aufgerufen am 17. Juni 2021 |