Fahrradklima-Test Brandenburg 2020
Zum neunten Mal fand die große Umfrage des ADFC zur Zufriedenheit der Radfahrenden in Deutschland statt. Mit 5500 Teilnehmer*innen und 41 Kommunen gab es in Brandenburg erneut einen Teilnahmerekord. Das Ergebnis der Umfrage ist ernüchternd.
Brandenburgs Radinfrastruktur schneidet schlecht ab
Eine Umfrage vom ADFC, an der sich in Brandenburg knapp 5.400 Radfahrende beteiligt haben, zeichnet ein ernüchterndes Bild: Erwartungen der Radfahrenden werden auch im Jahr 2020 mehrheitlich enttäuscht, die Verkehrswende bleibt aus. Die meisten Radfahrenden fühlen sich unsicher, beklagen fehlende oder schlechte Radwege und Konflikte mit dem Autoverkehr.
“Das Fahrradklima in Brandenburg ist unverändert schlecht, Radfahrer fühlen sich auf Brandenburgs Straßen und Radwegen nicht wohl. Die Umfrage zeigt: Brandenburgs Entwicklung beim Radverkehr stagniert, keine einzige Brandenburger Kommune konnte die Zufriedenheit unter den Radfahrenden in den letzten zwei Jahren steigern“, erläutert Stefan Overkamp, der Landeschef des Brandenburger ADFC. Trotz Corona und Fahrrad-Boom haben die Menschen in Brandenburg nicht das Gefühl, dass sich ihre Situation verbessert hätte. Das geht aus einer Sonderbefragung „Corona“ und aus den Antworten zur Frage „Fahrradförderung in jüngster Zeit“ (Schulnote 4,2) hervor.
Besonders deutlich wird, dass sich das Fahrrad in der Regel dem Autoverkehr unterordnen muss, also weit von einer Gleichberechtigung mit dem Auto entfernt ist: Radfahrende klagen über Konflikte mit dem Autoverkehr (Note 4), fehlende Akzeptanz (Note 3,6) und fühlen sich unsicher (Note 4). Dieses Bild zieht sich durch fast alle 41 Brandenburger Kommunen, deren Radklima bewertet wurde und, in diesem Jahr besonders deutlich, das Thema brennt auch den kleinen Kommunen unter den Nägeln.
“Für mich machen die Zahlen wieder einmal klar: So, wie Land und Kommunen aktuell Radwege planen und bauen, so erreichen wir die Verkehrswende nicht. Es fehlt der Wille, ein lückenloses Netz von Radwegen zu schaffen, das es überall erlaubt, mit dem Fahrrad sicher und komfortabel von A nach B zu kommen. Die Versäumnisse der letzten Jahre führen jetzt dazu: Fördermittel können nicht abgerufen werden. Wir brauchen beim Radverkehr in Brandenburg mehr Tempo und mehr Ambition, und das fängt mit einer Reform des Straßen- und Planungsrechts an,“ betont Overkamp. Genau dort setze die Volksinitiative Verkehrswende an, die der Brandenburger ADFC gemeinsam mit anderen Verbänden durch knapp 25.000 Unterschriften erfolgreich in den Landtag getragen hat. Die Kernforderungen zum Fahrrad: Ein Mobilitätsgesetz und einen landesweiten Radverkehrsplan. Nur groß gedacht und vom Land gesteuert könne die Verkehrswende gelingen. Der Brandenburger Landtag stimmt am 24. März über die vorliegenden Forderungen und Ideen ab.
Über den ADFC Fahrradklima-Test
Lebensnahe Rückmeldungen direkt von der Basis – darum geht es beim ADFC-Fahrradklima-Test. Radfahrende beurteilen anhand eines Fragebogens, wie sich das Radfahren in ihrer Stadt oder Gemeinde anfühlt, ob es Spaß macht oder Stress verursacht und ob die Verwaltung ihre Belange ernst nimmt oder die Welt nur aus der Windschutzscheibenperspektive betrachtet.
Seit 2012 findet der ADFC-Fahrradklima-Test alle zwei Jahre mit Förderung durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) statt. Die Ergebnisse geben den Verantwortlichen Auskunft darüber, wo es in ihrer Stadt in Sachen Radverkehr hakt und wo es gut läuft.
An der Umfrage können Bürgerinnen und Bürger im Befragungsjahr jeweils vom 1. September bis zum 30. November teilnehmen. Mit besonderer Spannung werden jedes Mal die Ranglisten der fahrradfreundlichsten Städte und der besten Aufholer erwartet.
Die Ergebnisse und was sie bedeuten finden Sie in den beiden verlinkten Artikeln. Ergebnislisten, Tabellen und weitere Materialien stehen in der blauen Medienbox zur Verfügung.
Ergebnisse